Jakobsweg Brandenburg: Etappe von Kloster Lehnin nach Brandenburg an der Havel

Hier findest du den Blogpost vonTag 1 : Potsdam nach kloster lehnin

Nach einer erholsamen Nacht im Kloster Lehnin startete mein zweiter Tag auf dem Jakobsweg früh. Um 6:40 Uhr klingelte der Wecker, und ich machte mich fertig für den Tag. Ein schnelles Frühstück, ein kurzer Spaziergang zum Lidl, um meine Wasservorräte aufzufüllen – und schon konnte es losgehen. Um 8:10 Uhr verließ ich das Klostergelände und betrat den nächsten Abschnitt des Weges.

Ein Start entlang der Straße

Der erste Teil des Tages führte mich durch den Klosterbereich und direkt in ein kleines Waldstück. Die Muschelsymbole wiesen mir zuverlässig den Weg, doch nach wenigen Kilometern wurde es unangenehm: Der Jakobsweg folgte einer Landstraße – ohne separaten Fuß- oder Radweg. Zwar war die Straße nicht stark befahren, aber dennoch fühlte sich das Gehen hier nicht sonderlich entspannt an.

Was mir bereits nach wenigen Kilometern auffiel: Ich hatte wieder richtig Lust auf längere Fernwanderungen!
Es ist dieses Gefühl, einfach loszulaufen, Kilometer für Kilometer hinter sich zu lassen, bis man am Abend ein Ziel erreicht, sich ausruht, etwas isst und am nächsten Tag wieder weiterzieht. Genau das ist es, was mich am Fernwandern reizt.
Leider ist es nicht immer leicht, solche Touren in den Alltag zu integrieren – die meisten von uns haben schließlich Arbeit und Verpflichtungen. Aber gerade die Möglichkeit, Abschnitte in Etappen zu laufen, macht den Jakobsweg für viele so attraktiv.

Ein Beispiel ist die Strecke von Berlin bis nach Leipzig. Die klassische Route sieht 10 Tagesetappen vor – für die meisten Wanderer kaum machbar am Stück. Aber wenn man sich jedes Wochenende eine Etappe vornimmt, könnte man Stück für Stück dem Ziel näherkommen.
Ich denke, genau diese Möglichkeit – sich sein eigenes Tempo zu setzen – macht das Fernwandern auch für Menschen mit einem vollen Alltag erreichbar.

Die mentale Herausforderung: Learning by Freezing

Nach einigen Kilometern über Felder und vorbei an landwirtschaftlichen Höfen bog der Weg schließlich in einen neuen Abschnitt ab. Doch hier kam ein unerwartetes Problem: Der Wind!
Am ersten Tag war ich viel durch Wälder gelaufen, die mich vor dem Wind geschützt hatten. Doch heute verlief der Weg größtenteils über offenes Gelände – und die Kombination aus niedrigen Temperaturen und starkem Wind sorgte dafür, dass ich allmählich auskühlte.

Mein Layering-System bestand aus:

Merino-T-Shirt als Baselayer
Mammut-Pullover als mittlere Schicht
Dünne Fleecejacke für zusätzliche Wärme
Softshell-Jacke als äußerste Schicht

Doch an einem Tag wie diesem merkte ich, dass das nicht ausreichte. Der Wind drang durch die Kleidung und sorgte dafür, dass ich mich immer unwohler fühlte. Es war nicht so, dass ich zitterte – aber ich spürte, wie mein Körper langsam auskühlte, und das hatte deutliche Auswirkungen auf meine mentale Verfassung, ich merkte, wie mich das mental herunterzog.

Was mich besonders überraschte:

  • Ich hatte fast keine Lust, Fotos oder Videos zu machen.
  • Tag 1: Ein 3-minütiges Instagram-Reel mit vielen Eindrücken.
  • Tag 2: Kaum Bilder, kaum Motivation, mein Handy rauszuholen.

Kälte beeinflusst nicht nur den Körper, sondern auch die Stimmung

Die letzten Kilometer wurden für mich zur echten Herausforderung.

Das war für mich eine spannende Erkenntnis. Ich bin jemand, der durch Learning by Doing lernt – oder in diesem Fall durch „Learning by Freezing“. 

Ich hätte nicht gedacht, dass Kälte so einen massiven Einfluss auf die mentale Verfassung haben kann. Diese Erfahrung wird definitiv meine zukünftige Vorbereitung beeinflussen.

Sicherheit geht vor: Abkürzung durch den Wald

Nach einigen Kilometern erreichte ich eine Landstraße, die weiter Teil des Jakobswegs war. Ich wusste, dass ich noch mindestens 2,5 km auf dieser Straße ohne Fuß- oder Radweg laufen müsste – mit Lkw-Verkehr und starkem Wind.

Also entschied ich mich für eine Abkürzung durch den Wald – auch wenn das bedeutete, dass ich die Strecke um 2,7 km verkürzte.

Aber das war mir egal. Sicherheit geht vor. Und der Wald war tatsächlich eine willkommene Abwechslung – weniger Wind, weniger Verkehr, mehr Ruhe.

Dennoch fühlte ich mich zunehmend erschöpft. Die letzten 3 km nach Brandenburg wurden zur echten Herausforderung. Ich wollte einfach nur ankommen.

Die letzten Meter nach Hause

Schließlich erreichte ich den Hauptbahnhof in Brandenburg an der Havel. Von dort nahm ich den Zug zurück nach Potsdam – eine willkommene Pause nach den anstrengenden letzten Kilometern. Doch die Tour war damit noch nicht ganz zu Ende:

Vom Potsdamer Bahnhof lief ich nochmals 2,5 km nach Hause.

Um 14:20 Uhr war ich endlich zurück – und das Erste, was ich tat?

Ich ließ mir eine heiße Badewanne ein und lag über eine Stunde lang im warmen Wasser. Nach zwei Tagen Wandern war das genau das Richtige

Fazit: Zwei Tage auf dem Jakobsweg

Diese Wanderung war für mich eine intensive Erfahrung, die mir viele neue Erkenntnisse gebracht hat

🔹 Tag 1 war wunderschön, voller Natur, Wälder und beeindruckender Ausblicke.

🔹 Tag 2 war fordernd – mental und körperlich. Der Wind, die offenen Felder und die langen Landstraßenstücke machten es schwer.

Was habe ich gelernt?

✅ Wetter & Kleidung sind entscheidend:

  • Ich brauche eine zusätzliche leichte Daunenjacke, um mich besser gegen Wind und Kälte zu schützen.
  • Der Unterschied zwischen Wandern im Wald & Wandern auf offenem Gelände ist größer, als ich dachte.
 

✅ Mentale Belastung ist real:

  • Es war faszinierend zu sehen, wie Auskühlen meine Motivation beeinträchtigt hat.
  • Weniger Fotos, weniger Lust aufs Dokumentieren – ein klares Zeichen für die mentale Erschöpfung.

 

✅ Sicherheit geht immer vor:

  • Die Entscheidung, die Abkürzung durch den Wald zu nehmen, war die richtige.
  • Auf Landstraßen ohne Fußweg zu laufen ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch gefährlich sein.

 

Alles in allem war es eine großartige Erfahrung.

Diese zwei Tage haben mir gezeigt, dass ich noch viele Fernwanderungen vor mir habe – und dass ich noch einiges optimieren kann.

 

Auf geht’s zum nächsten Abenteuer – Jenseits der 100 Kilometer! 🚶‍♂️🏔

 

Oh, hallo 👋
Schön, dich zu treffen.

Trag dich ein, um jeden Monat die neusten Informationen in deinen Posteingang zu bekommen.

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Share the Post:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Related Posts