40 km Lauf: Persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse

40 km wanderung Potsdam am Morgen

Datum: 01.04.2025
Ort: Potsdam – Caputh – Schwielowsee – Ferch – Petzow – Potsdam
Distanz: 41,2 km
Besonderheit: Persönlicher Rekord

Ein Lauf ohne Rennen – und ohne starre Regeln

Das war mein bisher längster Trainingslauf: über 40 Kilometer. Und auch wenn ich müde bin – ich bin stolz. Nicht nur auf die Strecke, sondern vor allem auf das, was ich unterwegs gelernt habe.

Bislang habe ich versucht, mich an klassische Verpflegungspunkte zu halten – wie man sie bei einem 100-km-Marsch kennt: alle 15 bis 20 Kilometer. Aber heute habe ich verstanden: Das hier ist kein Rennen. Es ist mein Weg.

Wenn mein Körper nach 10 km eine Pause braucht, dann bekommt er sie. Wenn ich nach 12 km Hunger habe, esse ich. Ich muss nicht „funktionieren“ – ich darf fühlen.

Routinen wachsen – und Grenzen verschieben sich

30 Kilometer bin ich jetzt schon öfter gelaufen – beim Harzmarsch, an der Ostsee. Aber heute waren es über 40. Ein neuer Meilenstein.

Und trotzdem merke ich: Mein Körper ist noch nicht ganz da. Ich brauche mehr Wiederholung, mehr Kilometer, mehr Gewöhnung – aber ohne Zwang. Deshalb mein Plan: nicht zu lange pausieren, sondern in Bewegung bleiben. Sanft, aber beständig.

Verpflegung, die nicht funktioniert – und warum das okay ist

Sprechen wir über die Eier.
Ja, ich dachte, das sei eine gute Idee: sechs hartgekochte Eier – zwei vor dem Start, zwei bei Kilometer 14, zwei bei Kilometer 28.

Spoiler: War es nicht.
Nicht geschmacklich. Nicht energietechnisch. Ich weiß nicht genau, was mich da geritten hat – aber beim nächsten Mal recherchiere ich vorher ein bisschen mehr.

Ein eigener Blogpost zur Verpflegung wird folgen – denn das Thema ist komplexer, als man denkt.

Von Potsdam nach Caputh – mit einem Überraschungsgast namens Einstein

Gestartet bin ich gegen 6:45 Uhr in Potsdam, entlang des Tiefen Sees, am Hauptbahnhof vorbei und an der Insel Hermannswerder entlang. Ich entschied mich gegen die Templiner Straße – und nahm den ruhigeren Waldweg. Beste Entscheidung.

Irgendwo dort, zwischen Stille und Blick auf den Weg, bin ich wohl am Einsteinhaus vorbeigelaufen – ohne es zu merken.

Einsteinhaus Caputh
Erbaut 1929, Sommerhaus von Albert Einstein bis 1932.
Heute ein Denkmal – und ein Ort für Veranstaltungen und Erinnerung.

Dass ich daran vorbeigelaufen bin, erfuhr ich erst später beim Auswerten der Route. Vielleicht ein schönes Symbol: Manchmal erkennt man erst später, was auf dem Weg lag.

Ich ging durch Caputh, vorbei am Caputher See, weiter zum Lienewitzsee und schließlich zum Bahnhof Ferch-Lienewitz.

Der höchste Punkt – mit einem Augenzwinkern

Dann kam der Wietkiekenberg. Höchster Punkt der Tour: 125 Meter.
Ich hab kurz überlegt, ob ich mir Sauerstoff mitnehmen soll.
Okay, Spaß – der Anstieg war da, ja. Aber dramatisch? Nein.
Trotzdem: schön, mal kurz „oben“ zu stehen.

Halbzeit am Schwielowsee – kurz innehalten

Ferch war der südlichste Punkt. Ich setzte mich ans Ufer des Schwielowsees, genoss für einen Moment das Licht, die Luft, das Wasser. Und das Wissen: Die Hälfte ist geschafft.

Rückweg & Baumgartenbrücke – Sonne, Schuhe, Socken

Der Weg zurück führte mich durchs vertraute Petzow – ein Ort, den ich schon vom Jakobsweg kannte. Kurze Pause im Schlosspark, Wasser auffüllen.
Dann: Baumgartenbrücke.

Ich zog Schuhe und Socken aus, ließ die Sonne auf meine Füße scheinen, aß ein paar Nüsse, atmete. 20 Minuten lang einfach nur da sein. Das war wichtig. Und richtig.

Die letzten 12 Kilometer – der wahre Test

Ab jetzt wurde es schwer.
Der Energielevel fiel – und mein Kopf wurde langsam leer.
Beim Campingplatz Sanssouci kam der Tiefpunkt: Ich setzte mich auf eine Bank, stellte einen 10-Minuten-Timer – und schlief ein. Kein Drama. Kein Filmriss. Einfach: ein Körper, der kurz runterfuhr.

Von Pause zu Pause – und trotzdem weiter

Ich machte mehrere kurze Pausen:

  • Am Olympiastützpunkt der Kanuten, mit einem Keto-Riegel
  • Zwei weitere Stopps an ruhigen Bänken entlang des Ufers
  • Und schließlich nochmal kurz vor dem Ziel – Musik half, den Kopf wieder hochzuziehen

Ich war müde. Mental und körperlich. Aber ich ging weiter. Schritt für Schritt. Bank für Bank.

Fazit: Es war nicht einfach. Aber es war meins.

41,2 km. Persönlicher Rekord.
Und mehr als das: Eine Erfahrung.

Ich habe gelernt:

  • Dass Verpflegung individuell ist (und Eier nicht immer die Lösung sind)
  • Dass man an Dingen vorbeigehen kann, ohne sie zu bemerken – und sie später trotzdem erkennt
  • Dass Pausen keine Schwäche sind – sondern Klarheit bringen
  • Und dass jeder Schritt zählt, auch der schwerste

Was denkst du?
Wie gehst du mit Tiefpunkten auf langen Strecken um?

Lass gern einen Kommentar da – oder schreib mir.

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3 Responses

  1. Nachtrag: Wer vielleicht meinen ersten Anlauf kennt – damals musste ich bei km 30 abbrechen, weil die Schmerzen zu stark wurden. Umso mehr freut es mich, dass es diesmal geklappt hat: 41,2 km einmal komplett um den Schwielowsee. Körperlich tough, aber mental war es die Belohnung für Dranbleiben. Also: nicht entmutigen lassen, wenn’s mal nicht klappt – manchmal braucht’s einfach einen zweiten Anlauf.

  2. Lieber Thorsten, bei der Baumgartenbrücke sagtest du „einfach nur da sein“. Das ist ein super Moment, denke ich, um ganz und gar im Hier und Jetzt zu sein. Da kann man bestimmt die eine oder andere Erkenntnis über den ZDE bekommen. Ich las gerade „Das Café am Rande der Welt“. Da ging es eben auch um den Zweck der Existenz (ZDE). Jeder findet diesen für sich selbst oder auch nicht. Doch wenn er ihn gefunden hat, kann man sich entscheiden danach zu leben, oder man bleibt in den alten Mustern und Lebensgewohnheiten gefangen. Die Entscheidung trifft jeder selbst.
    Auf jeden Fall gehst du deinen Weg und probierst aus und erlangst so Erkenntnis über dich selbst und die Welt.
    Mögest du bei diesem persönlichen Weg all diese Dinge erfahren und mit Kraft und Mut nach vorne schreiten!
    Liebe Grüße von André

    1. Lieber Andre, vielen Dank für Deine netten Worte. Das Buch habe ich auch gelesen und es war gut. Es gibt diese Aufstellung was im Körper passiert beim Wandern. Bei 4 und mehr Stunden: Mentale Effekte: Du bist oft fokussierter, ruhiger, fast meditativ – sog. „Wander-High“. Das ist eines der Punkte warum ich es mache. Die Ideen die ich bereits beim Wandern hatte sind phenomenal, der Geist ist nicht so vernebelt. Ausserdem kann ich es nicht lassen Dinge auszuprobieren und meinen Körper wieder kennenzulernen. Ich denke die meisten von uns sind abgekoppelt, lieber eine Pille nehmen statt auf den Körper hören und was ändern. Wie Du sagst, die Entscheidung trifft jeder selbst, ich für meinen Teil kann es mir nicht mehr leisten diese Erfahrungen zu missen. Ich wünsche Dir auch Kraft und Mut für die Zukunft. Alles liebe

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