Datum: 3. Mai 2025
Ort: Kopenhagen und Umgebung
Distanz: 55 Kilometer
Besonderheit: Mein drittes Event insgesamt
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Anreise & Vorbereitung – vom Vergessen und Improvisieren
Ich bin am Freitag, den 2. Mai, aus Berlin angereist. Da ich so früh noch nicht einchecken konnte, habe ich meinen Koffer im Hotel abgegeben und bin mit der Bahn in die Stadt gefahren. Dort machte ich eine kleine Stadttour mit dem Hop-on-Hop-off-Bus und nutzte die Gelegenheit, um mir eine neue Merinowoll-Mütze zu besorgen – meine hatte ich natürlich vergessen.
Am Abend ging es dann in ein Restaurant im Nordhavn-Viertel, das koreanisches BBQ anbot. Kein Wasserblick, aber ein gemütlicher Abschluss des Tages. Ich musste schmunzeln, denn das erinnerte mich an meine Zeit in Südkorea – als ich dort oft übernachtete, weil ich regelmäßig dorthin flog. Und ich muss sagen: Der Geschmack kam verdammt nah an das Original heran. So authentisch habe ich das koreanische Essen außerhalb von Südkorea bisher noch nicht erlebt.
Eventtag – 3. Mai
Am nächsten Morgen klingelte um 5 Uhr der Wecker. Ich füllte meine Wasserreserven auf, packte meinen Rucksack und entschied mich dann gegen die lange Bahnfahrt – ich bestellte stattdessen ein Uber und war kurz nach 6 Uhr am Startbereich.
Ich habe eingecheckt, mein Ticket mit dem QR-Code gezeigt, ein Bändchen für die Startgruppe 3 (Startzeit 7 Uhr) bekommen, bin dann noch zum Merchandise-Stand gegangen, habe mir ein kleines Stofftier-Mammut gekauft – das mich künftig auf all meinen Wanderungen begleiten wird – und war um 6:45 Uhr in der Startbox bereit.
Vor dem Start wurden alle wichtigen Sachen auf Dänisch erklärt – und ein Satz auf Deutsch, der für großes Gelächter sorgte:
„Dänische Radfahrer sind verrückt – also lauft bitte ganz rechts, sonst endet es böse!“
Dann ging’s los.
Ein Pulk, der zieht – und die Suche nach Ruhe
Der Start war dicht. Anders als bei meinen vorherigen Events wurde ich über viele Kilometer von einer Art Wanderpulk begleitet. Gefühlt überholten mich hunderte Menschen – ich fühlte mich wie in einem deutschen Supermarkt zu Pandemie-Zeiten, wenn das Klopapier knapp wurde.
Was mich mehr störte als das Überholtwerden, war das ständige Geplapper einiger Teilnehmer. Ich versuche beim Wandern zur Ruhe zu kommen – oder mein Hörbuch zu hören –, aber hier war es eher ein Gruppenevent mit Festival-Stimmung. Ich konnte kaum meine Gedanken sortieren.

Überraschung: Kopenhagen ist nicht flach
Verpflegung 1 – Pause und Auftanken
Nach ca. 13–14 Kilometern erreichte ich den ersten Verpflegungspunkt. Ich setzte mich, füllte meine Wasserflasche und Trinkblase mit Wasser und Elektrolytpulver auf, nahm mir 15 Minuten Zeit, mich zu stärken – und danach ging es weiter auf die Strecke. Es ging durch die schöne Landschaft, vorbei an Seen, durch Wälder und Wiesen – eine Strecke, die trotz aller Anstrengung beeindruckte. So näherten wir uns langsam der zweiten Verpflegungsstation.


Verpflegung 2 – Ruhe auf der Wiese in Ganløse
Der zweite Verpflegungspunkt lag bei Kilometer 30, mitten in der dänischen Stadt Ganløse – auf einer Wiese im Ort. Nach fast 17 Kilometern seit der letzten Pause war die Erleichterung groß. Ich füllte wie zuvor meine Wasservorräte auf, aß meine mitgebrachte Verpflegung und legte mich für etwa 20 Minuten ins Gras. Diese echte Ruhepause tat gut – einmal wirklich durchatmen, bevor es weiterging auf die Strecke.
Zwischen Verpflegung 2 und 3 – Musik gegen das Tief
Ab etwa Kilometer 30, spätestens bei Kilometer 33, merkte ich, dass ich langsam einen kleinen Durchhänger bekam. Ich würde nicht sagen, dass die Kraft schwand – aber ich brauchte einen Push. Also machte ich Musik an, und das half. Der Rhythmus, die vertrauten Klänge – sie gaben mir genau den Schub, den ich brauchte. Denn der nächste Verpflegungspunkt war nicht gerade um die Ecke, sondern lag etwa 17 Kilometer entfernt.
Verpflegung 3 – Regen in Hareskovby
Der dritte Verpflegungspunkt befand sich in der Stadt Hareskovby – auf einem Basketballplatz, vielleicht bei einer Schule oder einer öffentlichen Anlage, genau habe ich das nicht registriert. Als ich dort ankam, setzte der Regen ein. Ich zog meine Regenjacke über, setzte mich kurz hin und aß meine Verpflegung – mitten im Regen. Etwa 5 bis 10 Minuten machte ich Pause, das Wetter war mir egal. Dann ging es weiter auf die letzten Kilometer.
Die letzten 9 Kilometer – mentale Schleife und letzte Kraftreserven
Nach dem dritten Verpflegungspunkt waren es noch rund neun Kilometer bis ins Ziel. Irgendwo auf halber Strecke – etwa bei Kilometer 50 – kam noch ein vierter Verpflegungspunkt. Ich hatte noch etwas Wasser in der Trinkblase und entschied mich, nicht nachzufüllen. Ich setzte mich kurz für fünf Minuten hin, hätte aber rückblickend vielleicht etwas länger pausieren sollen.
Denn was jetzt kam, fühlte sich an wie eine mentale Schleife. Die letzten fünf Kilometer zogen sich wie Kaugummi. Meine Beine wurden schwer, die Müdigkeit kam langsam durch. Ich schaute immer wieder auf mein Handy – und jedes Mal, wenn eine neue Kilometerzahl aufploppte, war das wie ein kleiner Sieg: Von 5 auf 4, dann 3, 2 … und bei Kilometer 1 machte ich wieder mein persönliches Power-Lied an. Das half – wie immer.
Zieleinlauf – Gemeinschaft trägt
Der Zieleinlauf war etwas Besonderes. Es war mein erster Mammutmarsch überhaupt – und das spürte ich. Ich holte mir meine Medaille und das Bändchen ab und freute mich auf das wohlverdiente Finisherbier.
Was mir im Nachhinein besonders auffiel: Wenn ich die 55 Kilometer allein gelaufen wäre, wäre es deutlich schwieriger geworden. Dieses Mitlaufen in der Masse – auch wenn man nicht direkt mit anderen spricht – zieht einen mit. Es entsteht eine eigene Dynamik, ein anderes Klima, das trägt. Genau das hat mir durch manche der härteren Abschnitte geholfen.
Und noch ein kleines persönliches Detail: Nach drei Events habe ich mir zum allerersten Mal eine Blase gelaufen – und ich bin fast ein bisschen stolz darauf, dass es so lange gedauert hat. Zum Glück kam sie erst gegen Ende. Im Hotel habe ich ein Compeed-Pflaster draufgemacht – perfekt. Ich habe bis heute kaum gemerkt, dass sie überhaupt da ist. Das Zeug kommt ab sofort mit auf jede Wanderung.
Conclusion:
Der Mammutmarsch Kopenhagen war fordernd, voller Menschen, voller kleiner Fehler – aber auch voller Kraft. Ich habe gelernt, dass jedes Event anders ist. Und ich habe gespürt: Ich werde stärker.
