Wer viel wandert, wird früher oder später mit der Frage konfrontiert: Brauche ich eigentlich Wanderstöcke? Ich selbst habe bei einigen Events welche benutzt – wie jetzt zuletzt beim Mammutmarsch Kopenhagen – und bei anderen ganz bewusst darauf verzichtet. Was sich dabei herauskristallisiert hat: Stöcke sind mehr als nur ein Accessoire. Sie können echte Gamechanger sein – aber sie bringen auch ein paar Dinge mit, die man bedenken sollte.
Pro: Entlastung für Knie, Hüfte und Rücken
Gerade auf längeren Strecken oder bei unebenem Gelände merke ich ganz deutlich, wie sehr die Stöcke meine Gelenke entlasten. Die zusätzliche Unterstützung reduziert die Stoßbelastung auf Knie und Hüfte – besonders beim Bergabgehen. Studien zeigen, dass Wanderstöcke den Druck auf die Kniegelenke um bis zu 25 % reduzieren können. Auch der untere Rücken wird stabilisiert, da sich das Gewicht besser verteilt.
Besonders bei längeren Distanzen wie den 55 Kilometern in Kopenhagen bin ich inzwischen froh, meine Stöcke dabei gehabt zu haben – auch wenn das Gelände flach schien, summieren sich kleine Anstiege und lange Streckenabschnitte deutlich.
Pro: Mehr Stabilität – besonders bei Müdigkeit
Mit zunehmender Erschöpfung gegen Ende eines Marsches geben mir die Stöcke zusätzliche Sicherheit. Ich kann mich darauf abstützen, wenn die Beine schwer werden, und gerade auf rutschigen oder matschigen Passagen geben sie mehr Halt.
Pro: Aktivierung des Oberkörpers
Was viele unterschätzen: Wanderstöcke aktivieren die Muskulatur im Oberkörper – besonders Schultern, Arme und Rumpf. Das verbessert nicht nur die Haltung, sondern sorgt auch dafür, dass die Belastung gleichmäßiger über den ganzen Körper verteilt wird. Man spart also Kraft in den Beinen, indem man die Arme mitarbeiten lässt.
Kontra: Hände sind blockiert
Was mich manchmal nervt: Mit Stöcken in der Hand ist man weniger flexibel. Mal schnell ein Foto machen, die Wasserflasche greifen oder aufs Handy schauen – alles dauert länger. Ich überlege mir inzwischen sehr genau, auf welchen Strecken ich sie einpacke.
Kontra: Zusätzlicher Ballast
Wenn ich Stöcke nicht brauche, werden sie schnell zur Last. Klar, man kann sie zusammenklappen und am Rucksack befestigen – aber das bedeutet: mehr Gewicht und mehr Herumgefummel. Besonders auf Strecken mit viel Straßenanteil oder komplett flachem Gelände brauche ich sie oft gar nicht.
Kontra: Technik will gelernt sein
Klingt banal, ist aber wichtig: Wer Wanderstöcke falsch einsetzt, kann sich mehr schaden als helfen. Ein ungleichmäßiger Stockeinsatz kann zu Fehlbelastungen führen. Es lohnt sich also, sich vorher mit der Technik vertraut zu machen – zum Beispiel über kurze Übungstouren oder Videos.
Mein Fazit: Situativ – aber tendenziell mit
Ich bin inzwischen kein absoluter Verfechter von Wanderstöcken – aber ein überzeugter Nutzer, wenn die Strecke es hergibt. Bei Events ab 30 Kilometern, unebenem Gelände oder vielen Höhenmetern gehören sie für mich inzwischen zur Standardausrüstung.
Bei rein urbanen Strecken oder sehr kurzen Distanzen dürfen sie aber auch mal zu Hause bleiben.
Und ganz ehrlich: Ich hatte schon genug Situationen, in denen ich froh war, sie dabeizuhaben – aber kaum welche, in denen ich sie verflucht habe.
Wie siehst du das? Nutzt du Stöcke oder verzichtest du bewusst darauf?