Die Faszination für Geschwindigkeit – Ayrton Senna, mein Held
Früher war für mich klar: Geschwindigkeit war alles.
Ich bin in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern aufgewachsen – der Zeit, in der Ayrton Senna die Formel 1 beherrschte. Er war mein Held, meine Inspiration.
„Er war nicht nur ein Rennfahrer – er war eine Legende.“

Sennas Art zu fahren – aggressiv, präzise, mit vollem Einsatz – hat mich als Teenager tief beeindruckt. Er war schnell, mutig und unaufhaltsam.
Sein Wille, immer an die Grenzen zu gehen, hat mich geprägt.
Ich wollte das auch – nicht nur auf der Strecke, sondern im Leben.
Ich hatte selbst ein Rennkart. Jedes Wochenende fuhren mein Vater und ich auf die Kartbahn. Wir verbrachten ganze Tage dort.
Der Geruch von Benzin,
Das Kreischen der Reifen,
Die Vibrationen des Motors – das war meine Welt.
Für mich bedeutete das: Freiheit. Adrenalin. Geschwindigkeit.
Doch die Zeit vergeht. Und mit ihr verändern sich auch wir.
Höher, schneller, weiter – aber wo bleibe ich?
25 Jahre später sah mein Leben ganz anders aus.
Ich war mittlerweile 40 Jahre alt, lebte in einer der schnelllebigsten Städte der Welt – Dubai und flog das größte Verkehrsflugzeug der Welt für eine der besten Airlines der Welt.
Mein Traum vom Fliegen war Realität geworden.
Ich hatte alles erreicht, was ich immer wollte.
Aber tief in mir spürte ich, dass etwas fehlte.
Mein Alltag bestand aus Geschwindigkeit: Schnelle Flüge
Schnelle Entscheidungen
Schnelle Tage
Ich war immer in Bewegung, doch mein Geist war nie wirklich ruhig.
Ich sehnte mich nach Ruhe.
Und dann kam dieser eine Moment, der alles veränderte.
2015: Ein TV-Bericht über die Alpen, der mein Denken veränderte
Es war ein Abend wie jeder andere in meiner Wohnung in Dubai. Ich schaltete den Fernseher ein und blieb bei einer Dokumentation hängen:
„Wunderschön“ – eine Reportage über eine Alpenüberquerung.
Ich sah, wie zwei Familien – mit erwachsenen Kindern und sogar einem Großvater – von Oberstdorf nach Meran wanderten.
Die Bilder fesselten mich:
Hohe Berge
Weite Täler
Endlose Wanderwege
Ich sah, wie sie Tag für Tag weiterliefen, sich gegenseitig motivierten und gemeinsam an ihr Ziel kamen.
Sie hatten etwas erreicht – aus eigener Kraft.
In diesem Moment dachte ich mir:
„Wenn die das schaffen – als Familie, mit Kindern und einem Großvater – dann schaffe ich das auch!“
Ich wusste sofort: Ich wollte nicht nur davon träumen.
Ich wollte es selbst erleben!
Doch mein nächster Urlaub war bereits geplant und eine Alpenüberquerung erfordert mehr Vorbereitung. Also musste ich eine Alternative finden.
Mein erster Schritt ins Unbekannte – Outdoor-Ausrüstung für mein erstes Abenteuer
Kurz darauf war ich beruflich in Frankfurt. Ich hatte einen Tag Zeit und beschloss:
„Ich kaufe mir jetzt alles, was ich für eine große Wanderung brauche.“
Ich betrat eines der größten Outdoor-Geschäfte der Stadt – ohne genaue Vorstellung, aber mit einem tiefen Bedürfnis nach Veränderung.
Ich verließ den Laden mit viel zu viel Sachen:
Wanderschuhe
Funktionskleidung
Schlafsack & Zelt
Alles für eine echte Fernwanderung
Doch wohin?
Eine Alpenüberquerung war für diesen Urlaub nicht mehr machbar.
Also entschied ich mich für Schweden.
Eigentlich wollte ich den legendären Kungsleden im Norden laufen, aber das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Also wählte ich einen anderen Weg:
Den Höga Kustenleden – eine der schönsten Fernwanderungen Schwedens.
Meine erste Fernwanderung – Ein neues Lebensgefühl
Dort, in der unberührten Natur Schwedens, erlebte ich etwas völlig Neues:
Stille.
Freiheit.
Selbstbestimmung.
Ich wanderte allein – ohne Stadtlärm, ohne Hektik. Ich musste mich um alles selbst kümmern:
Meine Route planen
Mein Essen organisieren
Mein Zelt aufbauen
Zum ersten Mal seit langer Zeit war ich nur mit mir selbst unterwegs – und es fühlte sich gut an.
Während ich Schritt für Schritt durch die schwedischen Wälder und entlang der rauen Küste ging, wurde mir klar:
„Fernwandern ist mehr als nur eine körperliche Herausforderung – es ist eine mentale Reise.“
Ich hatte Blut geleckt.
Die Sehnsucht nach mehr – Der Jakobsweg & große Träume
Nach meiner ersten Langstreckenwanderung wusste ich: Das war erst der Anfang.
Schnell kam der Gedanke, den Jakobsweg zu laufen. Vielleicht die klassische Route durch Spanien oder die portugiesische Variante entlang der Küste.
Aber warum dabei aufhören? Ich begann, von noch größeren Herausforderungen zu träumen:
Der Pacific Crest Trail (PCT) – 4.200 km durch die Wildnis der USA
Der Appalachian Trail (AT) – 3.500 km entlang der US-Ostküste
Fernwandern war eine völlig neue Welt für mich geworden.
Die Realität – Die Herausforderung des Alltags
Mein größtes Hindernis für das Fernwandern war nicht mein Beruf als Pilot – sondern der Ort, an dem ich lebte: Dubai.
Fernwandern braucht Zeit, es erfordert Urlaub, Planung und vor allem die Möglichkeit, einfach loszulaufen. Doch genau das war in Dubai nicht möglich. Dort konnte ich keine langen Strecken wandern – ich musste immer erst in ein anderes Land fliegen, um überhaupt eine Mehrtagestour zu starten.
Doch nicht nur der Ort war das Problem, sondern auch die verfügbare Zeit.
➡ Der Jakobsweg dauert oft mehr als 35 Tage.
➡ Der Pacific Crest Trail (PCT) erfordert mehrere Monate.
Solche Abenteuer waren mit einem straffen Flugplan und begrenztem Urlaub nicht realisierbar.
2019 änderte sich einiges – aber nicht alles.
Wir kehrten nach Deutschland zurück. Ein wesentlicher Grund war die gesundheitliche Situation in der Familie, die uns dazu brachte, unser Leben neu zu überdenken.
Das bedeutete nicht automatisch mehr Zeit für Fernwanderungen, aber es eröffnete mir neue Möglichkeiten.
Plötzlich konnte ich Tagestouren unternehmen oder sogar Zweitagestouren, wenn ich frei hatte. Ich musste nicht mehr um die halbe Welt fliegen, um in die Natur zu kommen. Die Berge, Wälder und Wanderwege waren jetzt direkt vor meiner Haustür.
Von Tagestouren zur ersten großen Fernwanderung
Anfangs blieben es vor allem Tagestouren. Im Urlaub entdeckte ich die Berge neu – in Südtirol, rund um Meran, oder bei Wanderungen auf Meran 2000. Doch richtiges Fernwandern, so wie ich es mir vorgestellt hatte, war es noch nicht.
Dann, 2021, war es endlich soweit.
Ich erfüllte mir einen lang gehegten Traum: Ich lief über die Alpen – von Oberstdorf nach Meran.
Ein Weg, den ich bereits 2015 in der TV-Dokumentation gesehen hatte. Der Gedanke hatte mich nie losgelassen – jetzt hatte ich ihn endlich umgesetzt.
Nach dieser Erfahrung machte ich weitere Touren in meiner Umgebung. Ich lief mehrere Tage auf dem Jakobsweg in Brandenburg und unternahm mehrtägige Trekkingtouren.
Doch mit jeder Wanderung wuchs meine Sehnsucht nach noch größeren Abenteuern.
Mein Weg heute: Von der Idee zur Umsetzung
Heute stehe ich an einem neuen Punkt:
Ich will meine Grenzen weiter verschieben.
Ich will lernen, wie ich mein Training & meine Abenteuer planen kann.
Ich will herausfinden, wie man sich optimal vorbereitet – körperlich & mental.
Und vor allem:
Ich will meine Reise mit anderen teilen, damit sie vielleicht auch diesen Schritt gehen.
Denn eins habe ich gelernt:
Grenzen existieren nur in unserem Kopf.
Und ich bin bereit, meine zu überschreiten.
2 Antworten
Lieber Thorsten!
Einen schönen Internetauftritt hast du hier geschaffen. Mögen viele Menschen sich davon inspirieren und motivieren lassen. Bin gespannt auf die nächsten Berichte! Viele Grüße von André
Vielen Lieben Dank für die netten Worte. 😀❤️